Fluoxetin – Verbesserung der Rehabilitation nach zerebraler Ischämie

In einer aktuellen randomisierten klinischen Studie (Fluoxetine for motor recovery after acute ischaemic stroke – FLAME) zeigte sich bei Patienten mit motorischen Defiziten infolge eines ischämischen Schlaganfalls unter einer Behandlung mit Fluoxetin eine signifikante Verbesserung der Motorik im Rehabilitationsverlauf im Vergleich zu Placebo (*Chollet et al. Lancet Neurol. 2011, 10(2):123-30*).

Der Beginn einer Behandlung mit 20 mg Fluoxetin täglich oder Placebo (n=59/59) erfolgte innerhalb von 5 bis 10 Tagen nach dem ischämischen Ereignis zusätzlich zu einer Physiotherapie und wurde über einen Zeitraum von insgesamt 90 Tagen fortgesetzt. Nach der dreimonatigen Behandlung zeigte sich __unter Fluoxetingabe__ gegenüber Placebo neben einem deutlich reduzierten Auftreten einer Post-Stroke-Depression (PSD; 7% vs. 29%, p=0.002) eine __signifikant größere Verbesserung der Motorik__ im Fugl-Meyer-Test (FMMS), einem Test zur Untersuchung der Verbesserung der Motorik nach Schlaganfall (34,0 vs. 24,3 Punkte Verbesserung, p=0.003). Daneben fand sich für die mit Fluoxetin behandelte Patientengruppe ein __höherer Anteil an Patienten mit erhaltener Alltagsselbstständigkeit__ gemessen anhand der modifizierten Rankin-Skala (mRS). Auch nach Korrektur für das Auftreten einer Post-Stroke-Depression zeigte sich weiterhin eine Überlegenheit von Fluoxetin gegenüber Placebo in Bezug auf eine Verbesserung motorischer Funktionen im Rehabilitationsverlauf (p=0.004). Hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen zeigte der SSRI mit hohem pharmakokinetischen Interaktionspotential (vgl. im *Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie*, Kap. 1.8 und 1.13) insgesamt eine gute Verträglichkeit.

Die Autoren __diskutieren einen depressionsunabhängigen, die neuronale Regeneration fördernden Effekt von Fluoxetin__ bei cerebralen Ischämien, dessen neurobiologischen Grundlagen noch nicht abschließend geklärt sind.

Klinische Konsequenzen:
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Auch wenn noch weitere Studien notwendig sind, bevor eine allgemeine Empfehlung zur Gabe von SSRI nach cerebraler Ischämie unabhängig vom Vorliegen depressiver Symptome ausgesprochen werden kann, kann entsprechend unserer Empfehlung in Kap. 1.4.1 (Depression bei körperlichen Erkrankungen, PSD) vor dem Hintergrund dieser insgesamt viel versprechenden Ergebnisse im Einzelfall ein Einsatz von SSRI sowohl im Hinblick auf die Prophylaxe einer PSD als auch auf die Möglichkeit eines depressionsunabhängigen, die neuronale Regeneration fördernden Effekts erwogen werden.

__Francesca Regen, Berlin__
__Otto Benkert, Mainz__

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