Risperidon – Kritische Studie zur Verordnung bei aggressivem Verhalten im Rahmen von Intelligenzminderung

Es gibt mehrere positive kontrollierte Studien und Fallserien über die Wirksamkeit von Antipsychotika bei aggressivem Verhalten im Rahmen von Intelligenzminderung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. In dieser Indikation ist Risperidon seit der Zulassung häufig Mittel der Wahl.


In einer neuen kontrollierten Studie bei 86 erwachsenen Patienten Tyrer et al. Lancet 2008, 5, 371:57zeigten bis zu 2 mg Risperidon (im Durchschnitt 1,78 mg) bzw. bis zu 5 mg Haloperidol (im Durchschnitt 2,94 mg) gegenüber Plazebo keinen Unterschied, auch nicht bei den Nebenwirkungen. Die Autoren ziehen den Schluss, dass weder konventionelle noch atypische Antipsychotika eine Routineindikation bei dieser Patientengruppe haben (siehe hierzu auch Kommentar im Deutschen Ärzteblatt 2008, 105(14):264
Klinische Konsequenzen:
▪ In der Kinder-und Jugendpsychiatrie sowie Erwachsenenpsychiatrie bleibt bei aggressivem Verhalten im Rahmen von Intelligenzminderung Risperidon ein oft unverzichtbares Medikament. Die Dosis liegt in der Regel zwischen 0,25 und 2 mg, bei Erwachsenen bei 0,5 bis 4 mg.
▪ Die Studie sollte – trotz methodischer Einwände – Anlass geben, einen notwendigen Einsatz von Risperidon und anderen Antipsychotika in dieser Indikation jeweils kritisch zu hinterfragen. Bei langfristiger Verordnung sollte die notwendige Indikation regelmäßig überprüft werden.

Philip Heiser, Freiburg
Matthias J. Müller, Gießen und Marburg
Otto Benkert, Mainz

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