Bupropion - Stellung in der Behandlung der bipolaren Depression
Begrenzte klinische Daten zur Anwendung von Bupropion in Kombination mit Stimmungsstabilisierern bei Patientem mit einer bipolaren Störung lassen vermuten, dass die Switch-Rate gering ist.
In einer ersten, sehr kleinen doppelblinden Studie bei der bipolarer Depression zeigte Bupropion ein geringeres Switch-Risiko (1 von 9) als Desipramin (5 von 10) Sachs et al.,J Clin Psychiatry 1994; 55:391-3.
Dieser Befund konnte in seiner prinzipiellen Aussage auch in einer großen Studie repliziert werden: In einer randomisierten Studie wurden 228 Patienten mit einer bipolaren Depression mit Bupropion, Sertralin oder Venlafaxin in Kombination mit einem Stimmungsstabilisierer behandelt. Dabei zeigte Venlafaxin das höchste und Bupropion das niedrigste Switch-Risiko (die Bupropion-Dosis betrug hierbei ca. 300 mg/Tag), wobei es keine signifikanten Unterschiede in der antidepressiven Wirksamkeit zwischen den drei Antidepressiva gab Leverich et al.; Am J Psychiatry 2006; 163: 232-9. Diese Befunde wurden kürzlich in einer großen multizentrischen Studie an insgesamt 366 Patienten mit einer bipolaren Depression weiter bestätigt Sachs et al.; N Engl J Med 2007; 356: 1711-22. Unter Bupropion wie auch unter Paroxetin wurden nicht mehr Switches beobachtet als unter Placebo. Alle Patienten in den drei genannten Studien erhielten jedoch eine Medikation mit einem Stimmungsstabilisierer.
Diese Studien legen nahe, dass Bupropion in der Behandlung mittelschwerer und schwerer depressiver Episoden im Rahmen einer bipolaren Störung wahrscheinlich nicht oder mit einem allenfalls gering erhöhten Switch-Risiko einhergeht, vorausgesetzt, dass eine Therapie mit einem Stimmungsstabilisierer durchgeführt wird.
Allerdings gab es in der Studie aus 2007 zwischen den beiden Antidepressiva und Placebo hinsichtlich der Besserung der Depression keine signifikanten Unterschiede. Falls dieses Ergebnis bestätigt wird, muss der Befund eines geringeren Switch-Risikos unter Bupropion relativiert werden.
Die Anwendung von Bupropion in Kombination mit Stimmungsstabilisierern, die die Krampfschwelle senken können (Lithium oder Antipsychotika), sollte mit Vorsicht vorgenommen werden, um das Risiko von Krampfanfällen zu minimieren.
Es existieren noch weiterhin keine klaren Empfehlungen, wann bei einer bipolaren Depression ein Antidepressivum wieder abgesetzt oder die Dosis ggf. reduziert werden sollte.
Olaf Möller, Aachen
Gerhard Gründer, Aachen
Otto Benkert, Mainz