Paliperidon – Neuzulassung eines Atypischen Antipsychotikums

Paliperidon (9-OH-Risperidon), der aktive Metabolit von Risperidon, ist in den USA bereits seit Dezember 2006 zur Behandlung schizophrener Störungen zugelassen. Die Zulassung in Europa (INVEGA) in dieser Indikation wird für Mitte 2007 erwartet.

Paliperidon ist ein hochaffiner D2-/5-HT2-Antagonist mit alpha1- und alpha2-antagonistischer Wirkung, schwacher H1-antagonistischer Wirkung und nahezu fehlender Affinität zu muscarinergen Rezeptoren. Die Besonderheit von Paliperidon ER (extended release) liegt in der Kombination einer Verbesserung der Metabolisierung (Vorteil geringerer Arzneimittelwechselwirkungen) und einer freisetzungsverzögernden galenischen Formulierung (mit Hilfe eines patentierten Systems: osmotic-controlled release oral-delivery system [OROS®]). Die daraus resultierende Pharmakokinetik führt zu stetig und kontinuierlich ansteigenden Plasmakonzentrationen mit einer HWZ von etwa 24 Std. und ermöglicht die tägliche Einmalgabe ohne Aufdosierung. Die Molekülstruktur (OH-Gruppe) und die gleichmäßigeren Plasmaspiegelverläufe lassen weniger Interaktionen (nur 40% der Substanz werden metabolisiert) und ein günstiges Nebenwirkungsprofil (im Vergleich zu Risperidon insbesondere in Hinblick auf EPS) erwarten.Erste Ergebnisse aus insgesamt fünf placebo-kontrollierten Zulassungsstudien (Dosisbereich 3-15 mg, empfohlene Standarddosierung 6 mg/Tag) zeigen sowohl die gute Verträglichkeit und antipsychotische Wirksamkeit als auch eine Verbesserung psychosozialer Funktionsparameter unter Paliperidontherapie (Yang & Plosker;CNS Drugs 2007;21:417)

Für Paliperidon ist auch ein Depotpräparat 4-wöchigen Injektionsintervallen in Erprobung. Mit Paliperidon steht in Kürze ein atypisches Antipsychotikum zu Verfügung, das auf der Grundlage der bisherigen Studienergebnisse das Wirkungsprofil der Muttersubstanz mit den Vorteilen geringerer Plasmakonzentrationsschwankungen, geringerer pharmakokinetischer Wechselwirkungen und der Möglichkeit einer täglichen Einmalgabe ohne Aufdosierung verbindet.

Matthias J. Müller, Gießen und Marburg
Otto Benkert, Mainz

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